Pressemitteilung DARC e.V. zum Thema Ausbau des Breitband-Kabelnetzes

  • 10.08.17, 09:42
  • Willi Kraml
  •   ÖVSV Dachverband

Funkamateure befürchten neue Störungsdimension

Abstrahlung neuer Datensignale aus dem Breitband-Kabelnetz nicht absehbar

 

Der Bedarf an breitbandigen Internetzugängen ist weiter im Wachstum begriffen. Speziell im Bereich des Breitbandkabelnetzausbaus will man dabei das DOCSIS3.1-Verfahren anwenden, bei dem ein OFDM-Übertragungsverfahren (Orthogonal Frequency-Division Multiplexing) mit Frequenzen bis 200 MHz zum Einsatz kommen soll. Die zu erwartenden Datenraten sollen im Gigabitbereich liegen. Ist hier eine neue Dimension elektromagnetischer Störungen, insbesondere für den individuellen Radioempfang und den Funkbetrieb vorprogrammiert?

 

Zwar ist derzeit noch nicht absehbar, wie sich der Breitbandausbau effektiv auswirken wird, der Sonderkanal S6 ist von Anfang an als unerwünschte Abstrahlung des Kabelnetzes sehr deutlich im 2-m-Amateurfunkband zu hören (145,750 MHz). Eine einfache Fahrt mit dem PKW durch die Stadt genügte, um anstelle der Signale von Amateurfunkstellen den Fernsehton per Funkgerät ungewollt empfangen zu müssen. Diese Störung überschreitet oft die Grenzwerte der SchuTSEV (Schutz von Funkdiensten mit Sicherheitsaufgaben), weshalb bereits Sonderkanäle im Kabelnetz, die den Flugfunk beeinträchtigt haben, abgeschaltet wurden. Da die Kabelnetze infolge unzureichend abgeschirmter Hausanschlüsse bzw. defekter Kabelmuffen und nicht zuletzt unsachgemäßer Selbstbaulösungen bei der Kabelverteilung nicht überall nachgearbeitet wurden, besteht durchaus Grund zur Sorge, dass nun breitbandiges Rauschen im Bereich bis 200 MHz aufgrund dieser „Kabelnetz-Stoßstellen“ abgestrahlt wird.

 

„Wir kennen die Diskussion um die potenziellen Störungen von DOCSIS3.1 auf den Hörrundfunkempfang. Derzeit liegen uns noch keine klaren Erkenntnisse vor“, wird Thomas Schierbaum vom Institut für Rundfunktechnik (IRT) auf Anfrage des Internetmagazins teltarif.de (Quelle s.u.) zitiert. Er fährt fort: „Die technischen Untersuchungen sind derzeit im Gange und werden auf europäischer Ebene von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) koordiniert“. Laut DARC-Vorstandsmitglied Christian Entsfellner sind im Augenblick noch keine Notches (Frequenzausblendungen) zur Sicherung der legalen Nutzbarkeit der Amateurfunkfrequenzen implementiert, technisch wäre dies jedoch bereits bei DOCSIS3.1 vorgesehen.

 

Schon auf der Mitgliederversammlung des DARC e.V. am 12. November 2016 appellierte Entsfellner an die Funkamateure: „Wir brauchen Wäschekörbe voller Störungsmeldungen! Jeder DARC-Ortsverband muss liefern!“. Zu diesem Zeitpunkt ahnte Entsfellner jedoch noch nicht, dass mit dem neuen EMVG für Störungsmelder eine Kostenandrohung durch die Bundesnetzagentur folgen würde, die erst im letzten Drittel des Jahres 2017 durch Einspruch des RTA (Runden Tisches Amateurfunk) und durch die  kleine Anfrage von Ralph Lenkert, „Die Linke“, an den Deutschen Bundestag in Frage gestellt wurde.


Umfangreiche Informationen zum Aufgeben einer Störungsmeldung und EMV-Abhilfemaßnahmen erhalten betroffene Funkamateure auf der Webseite des DARC-EMV-Referates unter www.darc.de/der-club/referate/emv/funkstoerungsmeldungen.

 

Quellen:

www.darc.de

www.teltarif.de/internet/tv-kabel/docsis-31.html?update=17201127